| Marita Geschichten vom Essen, Trinken und (den) anderen schönen Dingen |
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Nein, sie würde
ihren dreißigsten Geburtstag nicht als Jungfer feiern. Das beschloss
Marita in dem Augenblick, in dem sie ihrer Freundin Pamela auf die Beine
half. Die hatte das eben hinter sich. Das heißt, sie war eigentlich
noch dabei, aber es war schon über Mitternacht hinaus, und damit
war Pamela schon in ihrem einunddreißigsten Jahr, immer noch Jungfer,
wie sie schon seit zwei Stunden von ihrem Platz an der Bar im Café
Palermo aus, jedem der neu hinzukommenden Gäste, mit kreischender
Stimme mitteilen zu müssen meinte. Selbst als sie nun, während
einer solchen Verkündigung, samt Hocker hinten übergekippt und
mit dem Rücken auf dem Fußboden aufgeschlagen war, verschloss
ihr das nicht etwa den Mund, sondern veranlasste sie zu einem noch kreischenderen
Lachen und der Erklärung: „Wenn eine Jungfer fällt, fällt
sie immer auf den Rücken.“ Und Verena, die an ihrem anderen
Arm zog, um sie daran zu hindern, in dieser Lage auch noch allen zu zeigen,
dass sie trotz der dafür eigentlich nicht geeigneten Außentemperaturen
auf einen Fall der Fälle vorbereitet sei, sagte: „Wenn wir
sie jetzt nicht in ein Taxi quetschen und zum Bahnhof fahren, glaubt das
am Ende noch einer und dann haben wir bald eine ganze Meute Wölfe
an den Hacken. Wenn Männer erst mal eine Chance gewittert haben,
lassen sie nicht locker, bis das Wild erlegt ist. “ Worauf Marita
dem Mann an den Zapfhähnen einen Hunderter über den Tresen schob
und: „Wird wohl reichen“, sagte, als der den Stift hinter
dem Ohr hervorzog und zu rechnen beginnen wollte.
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