| Peter
Schwarzer Roman, 2008 |
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Sehr geehrter
Herr Matthies,"Ohne Hoffnung ist kein Leben" entdeckte ich in
einer geheimnisvollen Doreen Garlipp, Zahna, Nov. 2010 Horst Matthies ist seit dem Besuch des berühmten Leipziger Literaturinstituts "Johannes R, Becher" ein "studierter" Schriftsteller. Seit 1970 arbeitet er freiberuflich. Doch der erfahrene Schreiber war nie in der Gefahr blutarme Literatur zu produzieren. Matthies war mit seinen Büchern immer dicht am Leben. Als habe sich beim Schreiben der gelernte Bergmann durchgesetzt, der nach dem Gold des Erzählenswerten gräbt. "Peter Schwarzer heißt sein neuer Roman und er bestätigt Matthies' Zug zum Wahren. Wolfgang Gabler, Ostsee Zeitung, April 2008
Ein Lebensbericht, als ob eine wirkliche Person dahinterstünde, als ob ein Mann namens Peter Schwarzer am Hoftor geklingelt und einen Packen Papier mit seinen Memoiren überreicht hätte. Oder als ob er, der vielleicht ganz anders heißt, mit dem Autor am Kamin gesessen und ihm sein Schicksal gebeichtet hätte. ... Und doch ist dieses Buch der Versuch eines deutschen Gesellschaftsromans von 1961 bis zur Jahrtausendwende. Aus der Sicht eines Außenseiters, könnte man sagen. Woran sich der Zweifel anschließen müsste, wo denn die Hauptgruppe sei, von der man Außenseiter unterscheidet.Peter Schwarzer, sofort nach dem Mauerbau als Säugling von seiner minderjährigen Mutter verlassen, von Nachbarn als eigenes Kind aufgezogen und, als der Schwindel ruchbar wird, in ein Kinderheim gebracht, bekommt Polizeigriffe zu spüren und lernt sie anzuwenden. Mädchen und Frauen ziehen ihn an seinen großen Ohren an sich heran. Jugendwerkhöfe, Gefängnisse, Glück im Unglück, aber noch öfter Unglück im Glück - das ist kein Lebensweg sondern ein weites Feld voller Stolpersteine, von denen er offensichtlich keinen auslassen will. ... "Ein Leben besteht immer aus einer Kette von Versuchen", sagt eine Frau Vollhand, das Bild von einer Kinderheimleiterin und deshalb vom Erzähler Frau Vollherz genannt. "Und oftmals, wenn du gerade denkst: 'Hepp, diesmal rollt die Kugel', legt sich irgendwo ein Stäubchen quer und dann trudelt sie doch wieder gegen die Bande." ... Auf diese Weise tauchen tauchen immer wieder Lebensweisheiten im Strudel der Ereignisse auf. Festhalten kann man sich an ihnen nicht, denn die Handlung reißt einen fort. Manches würde dem Leser bekannt vorkommen, manches wird ihn verstören, manches nur wundern, heißt es im Klappentext. "Beiseitelegen wird er das Buch aber kaum." - Das es so ist, kann ich bezeugen. Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland, Mai 2008
Matthiesens Lebensbericht von Peter Schwarzer ist im besten Sinne ein Schelmenroman. Sein Erzählen fügt sich ganz in dieses Genre, das sehr selten anzutreffen ist auf dem gegenwärtigen literarischen Markt. Der Hauptheld erzählt in der Ich-Form. Er gibt sich naiv, beinahe beschränkt und verschafft sich so die Möglichkeit, mitzuteilen ohne zu werten. Mit diesem Selbstschutz berichtet er Persönliches und Gesellschaftliches. Die Episoden sind additiv aneinandergereiht und nur durch Peter Schwarzer, die Hauptfigur verknüpft. Er erzählt geradezu, manchmal derb, über Liebe und Freundschaft, über Sex und Gewalt und was der Mensch sich dabei denkt. Seine Erzähl-Haltung ist auf Distant bedacht. So schafft es Peter Schwarzer, der Schelm, sich zwischen Tragik und Komik den "Sicherheitsabstand" zur Wirklichkeit zu bewahren. ... Matthies sagt von sich, er schreibe eine Geschichte immer erst dann, wenn sie bei ihm auf der Bettkante sitzt. Ich möchte ergänzen: ...und wenn sich das richtige Partizip daneben gesetzt hat. Matthies ist ein Meister der Partizipkonstruktionen, was nicht jedem gefällt. Die netzwerkartigen Satzgefüge sind auch in diesem Schelmenroman reichlich vorhanden. Wenn man vor ihnen kapituliert, verpasst man das Beste: Geschichten, umfänglich und genau bis ins Kleinste über gesellschaftliche Zusammenhänge zu Zeiten des real existierenden Sozialismus. Astrid Kloock, "delüx" ,Mecklenburg Schwerin 2/08
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